Seit Februar proben die Neuen Wiener Stimmen mit Christoph Wigelbeyer fleißig am neuen Programm „Let us entertain you – NWS goes Pop“ – ein bunter Ausflug in die Genres Pop, Rock und Soul – von den Beatles, über Metallica, bis hin zu Joe Zawinul. Konzerte finden am 21.Mai in Pöttsching, am 24.Mai 2017 auf der Burgruine Reinsberg und am 12.Juni 2017 im Wiener Konzerthaus statt. Christoph Wigelbeyer hat mit Julia Ritter über unerwartete Popnummern, auswendiges Singen und seine persönlichen Favoriten gesprochen.
Julia: Woher kam die Idee, ein Pop-Programm mit den Neuen Wiener Stimmen einzustudieren?
Christoph: Es gibt seit einigen Jahren wirklich gute Pop-Arrangements, die auch für Chor interessant sind. Da hat sich, glaube ich, auch aufgrund der deutschen a-cappella Szene viel entwickelt. Diese Arrangements weichen von dem ab, was man vielleicht von früher kennt. Zum Beispiel hat nicht immer nur der Sopran die Melodie, sondern sie geht auch durch die Stimmen, oder es wird sehr viel mit Klangeffekten gearbeitet.
Ich habe mir gedacht, dass solche Arrangements mit unserem großen Chor und der Power, die wir erzeugen können, sicher sehr gut funktionieren werden. Alles kann man natürlich nicht singen, aber fast symphonische Rocknummern wie „Engel“ von Rammstein oder „Nothing else matters“ von Metallica werden in der Masse sicher gut wirken. Und natürlich passt die Jugendlichkeit des auch Chors dazu.
Julia: Wie ist die Auswahl der Stücke für das Pop-Programm zustande gekommen?
Christoph: Ich habe einerseits auf Bewährtes zurückgegriffen, das ich schon gekannt habe und habe auch seither die Augen für neue gute Pop-Arrangements offen gehalten.
Dann haben wir auch vier Nummern für uns arrangieren lassen. Das ist auch ein Gedanke von mir und Jürgen [Jürgen Partaj, Künstlerischer Leiter, Management], dass wir junge Arrangeure einbeziehen, die uns etwas auf den Leib schneidern. Helmut Simmer [Stimmbildung; Arrangement von „Nothing else matters“] kennt uns sehr gut, Rita Peterl [Arrangement von „Queen-Medley“] kennt uns auch und Pawel Markowicz, der „Stairway to Heaven“ arrangiert hat, weiß auch sehr genau was er tut. Diese Arrangements sind ein Alleinstellungsmerkmal des Chores, weil es diese Stücke in der Form noch nirgends gibt.
Letztlich habe ich noch versucht, eine gewisse Bandbreite abzudecken. Man wird vielleicht das ganz Neue vermissen, aber dafür ist durch die letzten sechzig Jahre aus ziemlich jedem Jahrzehnt etwas dabei. Vielleicht auch manchmal Unerwartetes. Zum Beispiel, dass wir von den Beatles „Michelle“ singen und nicht einen Gassenhauer wie „Yesterday“ ist vielleicht auch eher untypisch.
Julia: Es kann eben auch nicht jedes Lied gleich sein, sondern es soll dann beim Konzert ja ein gewisser Bogen entstehen.
Christoph: Genau. Es braucht Kontraste und wir haben versucht eine stilistische Bandbreite abzudecken. Mit „September“ und „Easy Lover“ haben wir Soul, mit „Sunny“ und „Birdland“ den Jazz, wir haben Hardrock, Disco, klassischen Pop und Musical mit „You’re the one that I want“.
Julia: Was mir beim Singen aufgefallen ist, dass man oft glaubt, die Stücke schon zu können, weil sie oft sehr eingängig sind oder man sie eben einfach schon aus dem Radio kennt. Sie wirken eigentlich „leicht“. Worin siehst du die Herausforderung für den Chor?
Christoph: Die Herausforderung ist, in den Köpfen der Sänger*innen das Bewusstsein dafür zu schaffen, dass man ein neues Stück lernt. Natürlich kennt man Vieles davon, aber jeder kennt es vielleicht ein bisschen anders. Mit 30 Leuten pro Stimme kann man es nicht wie im Radio singen. Man muss sich deshalb an den Notentext halten und daran arbeiten, dass das Stück rhythmisch passt. Dann kann man sich auch Freiheiten erlauben, aber diese müssen gemeinsam entwickelt werden. Das ist eine große Herausforderung. Bei der Literatur muss man sich schließlich einfach von den Noten lösen können, damit es das Publikum auch anspricht. Ich kann „Let me entertain you“ nicht singen und dauernd in die Noten schauen.
Julia: Meine letzte Frage: Worauf freust du dich bei dem Programm am meisten? Gibt es ein Lied, das dir besonders am Herzen liegt?
Christoph: Kann ich dir nicht sagen. „Nothing else matters“ gehört sicher dazu, die sprühende Energie bei „September“, die Erstmaligkeit von „Stairway to Heaven“, die Ruhe von „Viva la Vida“… Aber ich habe keinen Favoriten. Ich bin davon überzeugt, dass alle Nummern gut sind. Es ist eben eine bunte Mischung, und das macht sicher auch den Reiz aus.
Christoph Wigelbeyer und der Chor NEUE WIENER STIMMEN führen „Let us entertain you – NWS goes Pop“ am 12.Juni 2017 im Wiener Konzerthaus, am 21.Mai 2017 im Meierhof Pöttsching und am 24.Mai 2017 auf der Burgruine Reinsberg auf. Karten für Reinsberg gibt es hier, für Pöttsching hier, und für Wien hier über die Jeunesse.