3 Tage, 2 Chöre, 1 gemeinsames Ziel – viel Freude! Erst kürzlich fand unsere erste gemeinsame Probe mit der Jugendchorakademie Wien (unter der Leitung von Michael Grohotolsky) statt. Wie das klingt, wenn 2 so unterschiedliche Chöre mit rund 120 jungen Sänger*innen Beethovens „Ode an die Freude“ frisch und dynamisch mit viel jugendlicher Energie erklingen lassen könnt Ihr am 28. und 29.4.2018 bei einem unserer gemeinsamen Konzerte mit dem Akademischen Symphonieorchester der Wirtschaftsuniversität Wien am WU Campus hören.

Für uns ist dieses Gemeinschaftsprojekt eine ganz besondere und vor allem bereichernde Erfahrung. Auch hätte die gemeinsame Probenphase nicht spannender sein können. Obwohl Michael und Christoph einen jeweils unverwechselbaren Charakter haben, schafften sie es wunderbar sich zu ergänzen, sodass sie gelegentlich sogar gegenseitig ihre Sätze beenden, was uns einige Lacher bescherte. Viel mehr aber zogen sie uns durch ihre Liebe zum Detail in ihren Bann. Wie das sein kann? Das hat Christina Holzer im Interview für Euch herausgefunden: 

Singen macht glücklich, stimmt das? Wenn ja warum?

Michael: Ja, singen macht glücklich! Der Gesang ist das unmittelbarste Instrument was die Welt zu bieten hat weil Stimme, Seele, Körper und Geist miteinander vereint sich direkt ausdrücken können. Ist man mit all seinen Sinnesgeistern dabei, lebt man „vielleicht“ nicht nur länger, sondern wie ich finde, auch glücklicher. Wenn man dann auch noch durch gute und erfahrene Chorleiter gefordert und motiviert wird, gibt einem das wirklich sehr viel, vor allem wenn man dann auf der Bühne steht und sieht, dass man das Publikum emotional mitnimmt.

Christoph: Betrachtet man das chorische Singen, dann macht meiner Meinung nach, natürlich neben dem Singen, vor allem das Gemeinschaftsgefühl glücklich. Man lernt viele nette Leute kennen und schließt Freundschaften mit Gleichgesinnten. Diese Gemeinschaft eröffnet einem auch die Möglichkeit etwas zu schaffen, was man vielleicht alleine nicht schaffen würde und gibt einem ein Gefühl, in der Gemeinschaft aufgehoben zu sein, weil man nie alleine ist. Auch kann man durch das Singen den Alltag vergessen, vielleicht sogar seine Sorgen.

Michael Grohotolsky gründete im Jahr 2016 die Jugendchorakademie Wien und leitet sie seither. © Moritz Schlosser

Was bedeutet Chor für Dich, was macht einen guten Chor für Dich aus?

Christoph: Einen guten Chor macht für mich vor allem aus, miteinander Emotionen zu erzeugen und zu erleben, und dieses Gefühl auf das Publikum spürbar und hörbar zu übertragen. Ich bin davon überzeugt, dass man den Grundstein dafür vor allem durch eine schöne gemeinsame Zeit schafft, in der man nicht nur Freundschaften schließt, sondern auch lustige und verrückte Dinge miteinander erlebt. Das schafft Rückhalt und ein Gefühl von Sicherheit. Deswegen kann man auch relativ leicht in einem Chor mitsingen als Laie, und vor allem viel erreichen, wenn man bereit ist sich zu öffnen und Emotionen zulässt.

Michael: Unabhängig davon welchen Beruf man ausübt oder wie sich die jeweiligen Alltage voneinander unterscheiden, im Chor sitzen alle im selben Boot um das gleiche Ziel zu erreichen. Dabei gibt es niemals einen alleine, was aber nicht bedeutet, dass man sich in einem Chor verstecken darf oder kann. Jeder sollte an der Sache voll dabei sein um nicht nur schöne Erinnerungen und Momente für das Publikum, sondern auch für die Gemeinschaft und sich selbst zu schaffen.

Christoph Wigelbeyer leitet seit 2013 den Chor Neue Wiener Stimmen. © Moritz Schlosser

Was schätzt Ihr am anderen Chor besonders?

Michael: Ein Chor wird vor allem durch seinen Chorleiter geprägt und seine Beziehung zum Chor. Als Außenstehender sieht man sofort wie sehr die Chorsänger und Chorsängerinnen ihren Chorleiter „schätzen“ und umgekehrt. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass nicht nur auf Augenhöhe kommuniziert wird, sondern auch der natürliche Zugang zu den Musikstücken gewahrt wird und ein überzeugendes Verständnis von Musik vermittelt wird. Ein Chorleiter weiß was Stimmen leisten können, und genau das verleiht ihnen die außergewöhnliche Energie und Freude, die schlussendlich auch das Publikum ansteckt.

Christoph: Das kann ich nur zurückgeben. Ich kenne Michael schon lange. Angefangen hat alles im Kammerchor, auch hatten wir die gleichen Lehrer wodurch wir eine sehr ähnliche Ausbildung genießen durften. Menschlich ergänzen wir uns sehr gut, und fachlich konnten wir schon immer aufeinander vertrauen. Auch finde ich, dass jeder Jugendchor mit engagierten und motivierten Menschen eine große Bereicherung für die Chorszene ist.

Die Neuen Wiener Stimmen und die Jugendchorakademie Wien stimmen sich gemeinsam auf die kommenden Konzerte ein. © Moritz Schlosser

Wie kam es zum Gemeinschaftsprojekt?

Christoph: Beethovens „Ode an die Freude“ ist ein sehr anspruchsvolles Werk, in dem man vor allem Raum hat sich selbst auszuprobieren und seine Grenzen auszuloten. Da ich immer wieder Partner für große Werke suche, ist mir sofort die Jugendchorakademie Wien eingefallen. Dabei handelt es ich um ein noch relativ junges und sehr ambitioniertes Ensemble mit ausgezeichneten Sängerinnen und Sängern, welches – auch Dank der Qualität und Erfahrung seines Chorleiters – auf hohem Niveau musiziert. Darüber hinaus kann auch dieser Chor große Begeisterung auslösen, und ich bin zuversichtlich, dass die Euphorie auch bei Beethovens „Neunter“ erlebbar werden wird.

Michael: Dazu ergänzend finde ich, dass man Beethoven’s 9., genauso wie Carmina Burana unbedingt einmal gesungen haben muss, da diese Meilensteine der Musikgeschichte sind und tatsächlich Menschen von großer Zahl verbinden. Das sieht man etwa daran, dass die „Ode an die Freude“ beim Fall der Berliner Mauer aufgeführt wurde oder etwa immer wieder gerade im asiatischen Raum in großen Stadien voll mit SängerInnen gesungen werden. Deswegen möchte ich das meinen Schützlingen ermöglichen. Zwar ist es außerordentlich anspruchsvoll und daher auch stimmlich anstrengend, aber gerade deswegen geht die Lust daran niemals verloren. Außerdem ist es aus „gesangstechnischer“ Sicht sehr interessant, man kann sich und seine Stimme dadurch selbst besser kennen lernen und seinen „Respekt“ vor hohen Tönen und rhythmischen Passagen überwinden. Wenn man dann auch noch einen Dirigenten hat, der sich auf junge Stimmen einlässt und so ein schönes Ambiente hat, ist das eine extrem bereichernde Erfahrung.

Wie habt ihr euch auf die Probenphasen vorbereitet?

Michael:  Es ist sehr wichtig, dass man fachlich gesehen wirklich weiß was man tut, denn das Werk ist kein Selbstläufer. Dabei muss man sich selbst immer treu bleiben, denn wenn man vom Stück emotional nicht mitgerissen wird, spüren das die Chorsänger und Sängerinnen sofort und es wird „anstrengend“ zu singen. Ich denke, dass sobald Töne mit einem Text in Verbindung treten, gilt es eine Botschaft zu vermitteln. Sei es, dass die Melodie besonders interessant ist, der Text oder etwa der Rhythmus. Versetzt man das mit Emotion kann man Berge versetzen. Manchmal fühle ich mich im Jugendchor dann noch selbst wie ein Kind.

Christoph: Ich denke auch, dass man niemanden anspornen muss, denn junge Menschen lassen sich einfach begeistern, vor allem wenn sie dem Chorleiter vertrauen. In der Probenphase ist es gerade bei einem stimmlichen Grenzgang wie diesem unerlässlich, gut vorbereitet und ökonomisch zu proben und vor allem schonend mit den jungen Stimmen umzugehen. Es hat sich aber auch diesmal wieder gezeigt, dass man mit der Herausforderung wachsen kann. Den Beweis möchten wir nun bei den Konzerten gemeinsam mit der Jugendchorakademie antreten.

 

„Frühlingskonzerte an der WU Wien“ – SA 28. April 2018, 19:30 & SO 29. April 2018, 18.30: LC Forum des WU Campus Wien

Karten im Vorverkauf bei allen Mitwirkenden sowie an der Tageskasse. Konzertinformationen und Reservierungen unter 0664 / 95 37 220.

 

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